Ein digitales Feedback zur Trauerkultur

Was Gedenkenswert über die Bedeutung des Ewigkeitssonntags verrät
Weihnachten ist die Kirche voll, na klar! Aber wie wichtig ist der Ewigkeitssonntag heute noch? Wird im November wirklich noch bewusster und intensiver der Toten gedacht? Gibt es noch konfessionellen Ausprägungen in der Erinnerungskultur? Ein Blick auf die Zugriffszahlen des Erinnerungsportals Gedenkenswert gibt dazu ein paar interessante Hinweise. Die von Vernetzte Kirche im Evangelischen Presseverband Bayern verantworte Plattform ist seit März online. Doch noch nie war das Interesse so groß, wie am vergangenen Ewigkeitssonntag:

  • 217 Besucher*innen waren im Durchschnitt knapp 18 Minuten auf der Seite. Über 80% von ihnen haben aktiv interagiert: Es wurden außergewöhnlich viele virtuelle Kerzen angezündet und Kondolenzbotschaften hinterlassen. 41% der User*innen sind dabei über eine halbe Stunde auf der Seite geblieben.
  • Der Schwerpunkt lag ganz klar beim „digitalen Grabbesuch“: 1917 Erinnerungsseiten wurden aufgerufen und dabei ziemlich intensiv (im Durchschnitt 2 Min, 32 Sek.) in Augenschein genommen.
  • Der Ewigkeitssonntag wurden auch dafür genutzt, neue Erinnerungsseiten für Verstorbene anzulegen. Es wurden 59 neue Seiten eingerichtet, teilweise auch für Angehörige, deren Tod bereits mehrere Jahre zurückliegt.

Auch ein Online-Friedhof wird also am Ewigkeitssonntag besonders stark frequentiert.
In den vorherigen Monaten waren es vor allem einmalige Werbekationen, die zu überdurchschnittlichen Zugriffszahlen führten: So brachten z.B. der EKD-Newsletter (196 Besucher) und eine Facebook-Andacht von Landesbischof Bedford-Strom (187 Besucher) viele Klicks. Auch gezieltes Posten in digitalen Trauergruppen weckte erfolgreich Interesse. Doch am Ewigkeitssonntag gab es weitestgehend ohne digitale Werbung eine bemerkenswerte Nachfrage. Dies – und ein paar Auffälligkeiten im Nutzungsverhalten – deutet darauf hin, dass das Totengedenken zum Ewigkeitssonntag bis heute Teil unserer konfessionellen Identität ist:

  • Der katholischen Gedenktag Allerheiligen führte nur zu einem leicht überdurchschnittlichen Traffic und blieb weit hinter dem evangelischen Ewigkeitssonntag zurück.
  • Am Ewigkeitssonntag wurden auffallend viele religiöse konnotierte Texte gepostet.
  • Vor allem unmittelbar nach der digitalen Andacht auf Trauernetz sind neue Gedenkseiten angelegt worden.

Der November war insgesamt ein Monat mit überdurchschnittlicher Nachfrage, auch wenn in den Tagen nach dem Ewigkeitssonntag die Zugriffszahlen schrittweise wieder zurückgegangen auf das „normale Nivea (knapp 70 Besucher täglich) sind.
Das Portal Gedenkenswert zielt auf die Kooperation mit Kirchengemeinden und Hospizvereinen ab. In dieser Netzmarginalie erfahren Sie, wie Sie Erinnerungsseiten und andere Beiträge auf Ihre Gemeindewebside übertragen können. Und im Downloadbereich von Gedenkenswert besteht die Möglichkeit, Flyer, Plakate und einen Artikel für den Gemeindebrief runterzuladen.



Rainer Liepold

Dr. Rainer Liepold war über 20 Jahre euphorisch als Gemeindepfarrer unterwegs. Das Themenfeld "Sterbe-, Bestattungs- und Erinnerungskultur" wurde dabei zu seinem Arbeitsschwerpunkt. Seit Januar 2020 arbeitet er mit "Vernetzte Kirche" an "gedenkenswert.de", einer entsprechenden digitalen Plattform. Er kennt sich auf Online-Friedhöfen und in Seelsorge-Foren gut aus. Die kirchliche Praxis mit guten digtialen Angeboten zu verzahnen, ist ihm ein Herzensanliegen.