Die Suchmaschine Google ist im Allgemeinen eher als Datenkrake und nicht unbedingt für Kulturbeflissenheit und Poesieanwandlungen bekannt: Google filtert Suchergebnisse, fotografiert unsere Vorgärten und gibt unseren Datenverkehr den Geheimdiensten preis. Ja, sagen Sie jetzt, furchtbar, dieses Google! Sag ich doch!
Aber ab und zu passieren auch bei diesem großen bösen Google klitzekleine Wunder. Plötzlich schickt Google uns nämlich fast unbemerkt kleine Aufmerksamkeiten und beweist eine unerwartet poetische und bisweilen auch humorvolle Seite. Wussten Sie z.B., dass Google, wenn es mal gerade keine Daten filtert, sich für Gedichte von Joseph von Eichendorff und Charles Baudelaire interessiert? Die Theaterstücke von Federico García Lorca mag? Kafkas Verwandlung gelesen hat? Die Chansons von Charles Trenet und die Songs von Ella Fitzgerald liebt? Søren Kierkegaard und Arthur Schopenhauer liest? Sich für die Architektur von Antoni Gaudí und Henry van de Velde begeistert. Den persischen und den chinesischen Neujahrstag sowie weltweit allmögliche Unabhängigkeitstage feiert? Sich im karnevalistischen Getümmel rund um den Erdball amüsiert? Seine Mama und seine Großeltern liebt? Bei der Tour de France mitradelt? Den Tag der Arbeit ehrt?
Nein? Ist aber so. Seit 1998 Jahren erinnert Google immer wieder an besondere Jahrestage, Geburtstage oder andere besondere Anlässe: Der Google-Schriftzug wird dann zu einem passenden kleinen Kunstwerk umgestaltet, das an dem entsprechenden Tag über dem Suchfenster erscheint. Dieses sogenannte Doodle ist außerdem mit der passenden Suchanfrage verlinkt. Am 3. Juli wurde zuletzt etwa an den 130. Geburtstag von Franz Kafka erinnert: Das Doodle zeigt den Schriftzug in Gestalt von haarigen Insektenbeinen. Die beiden OOs werden durch eine geöffnete Zimmertür ersetzt, durch die der in einen Käfer verwandelte Handlungsreisende Gregor Samsa tritt. Klickt man auf dieses Bild, bekommt man automatisch die Suchergebnisse zu "Franz Kafka". (Google selbst braucht übrigens keine Aktentasche mehr unter dem Arm wie Gregor Samsa, um seine Ware anzupreisen: In einem eigenen Doodle Store gibt es vom Babystrampler bis zum Skateboard alles Mögliche an Produkten mit Doodle-Aufdruck.)
Ab und zu machen sich die Google-Programmierer übrigens auch mal einen Spaß und verstecken in den Suchanfragen sogenannte Easter Eggs. Diese Ostereier sind kleine Spielereien, die sich in Computerprogrammen verstecken. Gibt man bei Google etwa als Suche "do a barrell roll" ein, so dreht sich die Antwortseite einmal um sich selbst. Gibt man das Wort "tilt" (Neigung) ein, öffnet sich die nach rechts gekippte Ergebnisseite. Gibt man die Suchanfrage "Zerg rush" ein, verwandelt sich die Ergebnisseite in Anspielung auf die kleinen Gencode-fressenden Wurmmonsterchen im Strategiespiel Starcraft in ein Onlinespiel, bei dem man via Mouseklicks die Zerstörung der Suchergebnisse durch viele Google-OOs verhindern muss. Allen, denen es bis Weihnachten noch zu lange hin ist, wünschen wir in jedem Fall jetzt schon mal viel Spaß bei der Ostereiersuche.